Corona kann Senioren gegen Einsamkeit helfen
Allen Belastungen und Einschränkungen zum Trotz, hat die Corona-Krise auch zahlreiche Vorteile: Die Umwelt erholt sich, Entschleunigung rückt Wesentliches in den Fokus und in Sülz und Klettenberg bieten sich hunderte Engagierte als Helfer für Betroffene an. Darüber hinaus stellen viele Veranstalter ihre Angebote ins Internet, Konzerte und Gottesdienste werden „gestreamt“, Bibliotheken bieten digitale Ausleihe an, dazu die zahlreichen Nachbarschaftsangebote in den sozialen Netzwerken … alles sehr hilfreiche, kostenfreie Angebote zu denen aber leider viele ältere Menschen keinen Zugang haben, weil gerade diese Generation wenig an die digitale Welt angebunden ist. „Das ist eine großartige Chance!“, finden die Organisatoren der ökumenischen Corona-Nachbarschaftshilfe in Sülz und Klettenberg und die Seniorennetzwerkerinnen der beiden Stadtteile.
Die Maßnahmen sind bekannt: Über 65jährige sollen als Risikogruppe den Kontakt zu Menschen vermeiden um so das Risiko einer Infektion zu verringern. Doch viele drohen dadurch zuhause zu vereinsamen, denn Einkaufen ermöglicht Sozialkontakte und vermittelt das Gefühl von Autonomie, deshalb wollen viele ältere Menschen darauf nicht verzichten. „Diese Problematik ist mir in den letzten Wochen oft begegnet. Im Bekanntenkreis, sowie auch mit einigen Senioren hier aus Sülz,“ erläutert Finny Breitbach, Koordinatorin des SeniorenNetzwerks Sülz. Außerdem erkennen viele ältere Menschen die Gefahr nicht, weil sie sich gesund und kraftvoll fühlen.
Der Bedarf einer digitalen Anbindung der Senioren war allerdings auch schon vor COVID-19 da: „Grundsätzlich arbeite ich mit meinen Netzwerk-Kolleginnen an einem Konzept für Sülz und Klettenberg zum Thema Digitalisierung im Alter. Das wird aber noch einige Monate dauern, bis das in trockenen Tüchern ist,“ erläutert Sabine Kistner-Bahr, Koordinatorin SeniorenNetzwerk Klettenberg. „Viele ältere Menschen sind Singles. Durch die geschlossenen Seniorennetzwerke und die Kontaktbegrenzungen leiden sie besonders unter der Einsamkeit. Das höre ich oft in Telefongesprächen,“ ergänzt Michaela Bassiner vom Seniorennetzwerk der evangelischen Kirchengemeinde. Diese Einschränkungen durch die Corona-Pandemie können jetzt für viele Senioren der auschlaggebende Anlass sein, sich nun doch mit den neuen Medien zu beschäftigen, um die zahlreichen Angebote im Internet zu nutzen oder einfach mal ein Videotelefonat mit Kindern oder Enkeln zu führen und aktuelle Fotos und Filme ihrer Angehörigen über die sozialen Netze anzuschauen.
„Durch eine individuelle Unterstützung bei der Anbindung der Betroffenen an das Internet können wir deren Vereinsamung entgegenwirken und neue Kontaktmöglichkeiten schaffen. Dabei kann die Corona-Nachbarschaftshilfe eine großartige Chance bieten, denn die meisten Engagierten dort sind zwischen 16 und 35 Jahre alt und mit den digitalen Medien aufgewachsen“ meint Hanno Sprissler, Diakon der katholischen Kirche, der zusammen mit der evangelischen Kirche eine Corona-Nachbarschaftsinitiative gegründet hat. Über 300 Menschen haben ihre Hilfe in der Initiative angeboten, doch weniger als 100 Hilfsanfragen haben die Organisatoren bisher erreicht. Das Potential und die angebotene, freie Zeit der jungen Engagierten möchten die Netzwerker jetzt nutzen. Gebrauchte Smartphones könnten dafür gesammelt werden, mit günstigen Prepaid-Karten ausgestattet und von den Helfern individuell konfiguriert und eingerichtet. Ein Engagierter könnte einem Senioren die grundlegende Nutzung erklären - natürlich mit dem gebotenem Abstand - ihn begleiten und für Nachfragen zur Verfügung stehen. Dadurch würde auch das nachbarschaftliche Miteinander gefördert.
Die Digitalisierungsinitiative der Kirchen und Seniorennetzwerke ist bereits angelaufen. Interessenten können sich gerne bei den Verantwortlichen melden. Wenn Sie motivierte Senioren mit einem gebrauchten, voll funktionsfähigen aber nicht mehr benötigten Smartphone unterstützen möchten, melden Sie sich gerne. Weitere Fragen zum Ablauf und zur Vermittlung von ehrenamtlich Engagierten beantworten Ihnen gerne die Initiatoren:
Finny Breitbach
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Hanno Sprissler
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Sabine Kistner-Bahr Diakonisches Werk gGmbH 0221/16038-50 sabine.kistner-bahr@diakonie-koeln.de |
Michaela Bassiner Seniorennetzwerk der ev. Kirchengemeinde Köln-Klettenberg 0221/94401388 michaela.bassiner@ekir.de |